In der Leipziger Messehalle war von den HTG Power Jumper Johannes Kowalski, Lilliana Perel und Hannah Dutschke nicht nur die gewöhnliche Wettkampfdisziplin gefordert, sondern auch jede Menge Konzentration und Improvisationstalent.
Der eigens für dieses Turnier errichtete Bodenbelag in der Messehalle unterschied sich deutlich von den Bodenbelägen in Turnhallen und stellte viele Athleten vor Herausforderungen.
In der Altersklasse 16 bis 18 Jahre männlich konnte sich Johannes Kowalski in seiner Lieblingsdisziplin 30 Sekunden Speed die Bronzemedaille und im Triple Under Wettbewerb die Silbermedaille sichern. Das bedeutete gleichzeitig die Qualifikation für die anstehende WM in Kawasaki/Japan. Da sich Johannes dort auch auf die Teamdisziplinen konzentrieren möchte, hat er für Triple Under seinen WM-Platz an seinen Freund Lukas Rohfleisch von der Turnerschaft e.V. 1922 Ottersweier abgegeben und damit großen Sportsgeist bewiesen.
Lilliana Perel begann in derselben Altersklasse wie Johannes (16-18 Jahre) sehr stabil mit ihrem Wert von 86 Zählern in der Disziplin Single Rope Speed Sprint (30 Sekunden im Laufschritt springen) und ihrem persönlichen Bestwert von 401 Zählern in 3 Minuten Speed. Das bedeutete für sie Platz 6 und Platz 8 in diesem stark besetzten Teilnehmerfeld der AK 2.
Hannah Dutschke startete als jüngste HTG Power Jumperin in AK 4 weiblich (12-13 Jahre) und sie lieferte zu Beginn des Wettkampftages in der Speed-Disziplin 3 Minuten fast ihren persönlichen Bestwert ab. Obwohl auch sie mit dem besonderen Bodenbelag zu kämpfen hatte, sicherte sie sich mit hervorragenden 421 Zähler die Silbermedaille in ihrer Altersklasse und strahlte über beide Ohren, als sie bei der Siegerehrung zum Podest gerufen wurde.
Die Trainerinnen Clara und Michaela Kowalski waren am Ende eines langen Wettkampftages mit den erbrachten Leistungen durchweg zufrieden und vor allem froh, dass alle drei HTG Power Jumper den Tag verletzungsfrei überstanden haben. Denn über den Tag hinweg, wurden die Schäden am Boden immer dramatischer. Die Wettkampfleitung hatte viel zu tun: sie markierte im Laufe des Wettkampfes immer mehr schadhafte Stellen am Boden. Für den letzten Durchgang der Freestyles wurde die Wettkampfläche sogar verlegt, und beim Triple Under Cup wurde jegliche Feldbegrenzung aufgehoben, damit sich die Springer eine schadlose Stelle suchen konnten.
Jetzt gilt es, die erlebnisreichen Deutschen Meisterschaften abzuhaken und sich den Vorbereitungen für die anstehende Weltmeisterschaft den Teamdisziplinen zu widmen.
Anmerkungen von E. Kowalski zur Rope Skipping DEM im Rahmen des IDTF in Leipzig
Die Deutschen Meisterschaften im Rope Skipping im Rahmen des Internationalen Deutschen Turnfestes haben einen Eindruck hinterlassen. Uwe Nielsen, der Vorsitzende des Technischen Komitee sagte in seiner Abmoderation, dass auch er so etwas, wie in Leipzig noch nicht erlebt hatte. Und so ging es vielen.
Seit gut 10 Jahren begleite ich nun unsere Sportlerinnen und Sportler auf die verschiedenen Wettkämpfe. Wir sind alle von dieser Trendsportart überzeugt und folgen der Vision des Weltverbandes IJRU, diese Sportart in den Kreis der olympischen Sportarten zu entwickeln. Viele Jahre konnte ich auch in Deutschland eine positive Entwicklung wahrnehmen. So hat die zunehmend besser funktionierende Digitalisierung die Abläufe der Wettkämpfe deutlich verbessert, und selbst wenn man nicht immer alle Bewertungen nachvollziehen kann, so hat sich auch das Kampfrichterwesen positiv entwickelt. Viel und zumeist ehrenamtliches Blut ist in diese Entwicklung eingeflossen.
Allerdings erlebe ich seit 2-3 Jahren viele Rope Skipping Wettkämpfe als reine Qualifikations-Abwicklung. Die Halle wird geöffnet, Kampfrichterbesprechung, Einmarsch, Speeddisziplinen, Freestyles und Siegerehrung. Wie gesagt – das läuft alles gut und professionell ab, aber für potenzielle Zuschauer bzw. für die mitreisenden Eltern und Angehörigen ist das Ganze mit Ausnahme des eigenen Kindes nicht gerade attraktiv. In dieser Form wird dieser Sport m.E. nicht die notwendige Zuschauerschaft erreichen, um medial besser vertreten zu werden. Auch wenn ich entsprechend in die sozialen Medien schaue, ist der Content und die Resonanz überschaubar.
Im Sinne der geschlossenen Turnerschaft hatten die diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Einzel nun im Rahmen des Internationalen Deutschen Turnfestes stattzufinden, auch wenn die Meldefrist zur WM in Japan eigentlich schon vorbei ist und die Rope Skipping Verantwortlichen hierfür eigens eine Sondergenehmigung einholen mussten. Seis drum, was tut man nicht alles für den federführenden Verband, und außerdem bietet so ein großes Turnfest ja auch eine Plattform, die Sportart Rope Skipping attraktiv darzustellen und bekannter zu machen.
So betrat ich also das Messegelände in Leipzig, um die Location (in der vorgegebenen Halle 3) für unsere Deutschen Meisterschaften in Rope Skipping zu suchen. Ich ging entlang der VIP Bereiche für die Turn EM, erreichte Halle 3 in einem Bereich, mit vielen Turnflächen der Rhythmischen Sportgymnastik, die jeweils durch schwarze Vorhänge abgegrenzt waren. Weil keinerlei Hinweis auf Rope Skipping vorhanden war, fragte ich mich zu den Zwischentüren für den zweiten Teil der Halle 3 durch und erreichte eine große Mitmachhalle mit Relax-Couches, Zumba-Bühne und vielen Mitmachangeboten und in einer Ecke tatsächlich eine nicht allzu große Tribüne für die Rope Skipping DEM.
Die Einsprungfläche war offen mitten in der Halle untergebracht und hatte den Effekt, dass unsere Sportler ab und zu mal ihren Seilen hinterherlaufen mussten, weil einige Turnfestbesucher die Fläche verständlicherweise für ein Mitmachangebot hielten. Zur Erinnerung: hier ging es um die Deutschen Meisterschaften und die Qualifikation für eine WM in einer Sportart, die im Rahmen des Deutschen Turner Bundes organisiert ist. Daran musste man sich ab und zu erinnern, da es weder ein DTB-Banner noch eine Deutschlandfahne gegeben hat.
Die sprichwörtliche Bodenlosigkeit hat dann dem Turnfest in Leipzig für die Rope Skipper letztendlich die Krone aufgesetzt. Wenn man es positiv sehen will, kann man sagen, dass die Rope Skipper inzwischen so viel Sprungkraft aufgebaut haben, dass sie die Unterkonstruktion zum Brechen gebracht haben. Es ergab sich für die Sportler eine Art „Bodenlotto“ – wer eine gute Stelle erwischt hatte, konnte Rekorde springen, die es auch gegeben hat. Wer eine schlechte Stelle erwischt hat, hatte halt Pech.
Highlight bleibt der Triple Under Wettbewerb. Wo sonst die Springer versuchen, möglichst die Sprungachse konstant zu halten und auf einer Stelle zu springen, konnte ich in Leipzig Kampfrichter beobachten, die dem Springer hinterherlaufen, weil er versuchen musste eine intakte Stelle zu finden.
Hierbei kann man der Wettkampfleitung keine grundsätzlichen Vorwürfe machen. Unter dem Termindruck für die Meldung der WM-Teilnehmer für Deutschland, wäre ein Abbruch der Meisterschaften mit größeren Problemen verbunden gewesen.
Wie Uwe Nielsen gesagt hat: so etwas hat man noch nie erlebt, und ich wollte an diesem Tag auch nicht in seiner Haut stecken. Aber – wir sollten so etwas auch nicht mehr erleben müssen. Es wird Zeit, dass unsere Sportart räumlich, technisch und organisatorisch die Strukturen bekommt, die sie braucht.